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Die Golden Week – Japanische Feiertage

In diesem Artikel erfahrt ihr, worum es sich bei der Golden Week handelt und wieso ihr vielleicht nicht ausgerechnet während der Golden Week nach Japan fliegen solltet. Ihr erfahrt außerdem aus welchen Tagen sich die Golden Week zusammensetzt und woher der Name Golden Week überhaupt kommt.

Die Golden Week

Die Golden Week (ゴールデンウィーク, dt. Goldene Woche) oder im japanischen Rundfunk auch Haru no Ōgata Renkyū (はる大型連休おおがたれんきゅう, dt. Die aufeinanderfolgenden Frühlingsfeiertage) bezeichnet in Japan den Zeitraum vom 29. April bis zum 5. Mai, in dem vier Nationalfeiertage nah beieinander liegen. Einschließlich Samstag und Sonntag haben viele Japaner aber oft bis zu einer ganzen Woche am Stück frei. Das liegt auch daran, dass in Japan ein Feiertag, der auf einen Sonntag fällt, am nächsten Arbeitstag „nachgeholt“ wird. Außerdem geben viele Firmen ihren Arbeitern an den Tagen zwischen den Feiertagen frei oder schließen für die Zeit komplett. Dadurch ist die Golden Week für viele Arbeiter neben Neujahr und und dem Obon-Fest im August die längste freie Zeit im Jahr. Deswegen werden diese freien Tage häufig genutzt, um besonders innerhalb Japans zu verreisen.

Das ist auch ein Grund, wieso häufig von Reisen nach Japan während der Golden Week abgeraten wird. Denn zu dieser Zeit sind die Touristenattraktion schon mit den Einheimischen stark gefüllt und die Preise für Hotels und Inlandsflüge sind hoch und viele Züge ausgebucht. Die Zeit wird von Japanern auch aufgrund des zuverlässig guten Wetters und den noch sehr angenehmen Temperaturen gerne zum Verreisen genutzt.

Folgende Feiertage bilden die Golden Week:

  • Shōwa no Hi (29. April)
  • Kempō Kinen-bi (3. Mai)
  • Midori no Hi (4. Mai)
  • Kodomo no Hi (5. Mai)

Woher kommt die Bezeichnung „Golden Week“?

Im Juli 1948 wurden 9 Nationalfeiertage eingeführt, viele davon fanden dabei Ende April bzw. Anfang Mai statt. Dadurch verzeichneten viele Freizeitbranchen in dieser Zeit einen Umsatzanstieg. Auch die Filmindustrie war keine Ausnahme. Im Jahr 1951 füllte der Film Jiyū Gakkō (Freiheits-Schule) während der Golden Week die Kinosäle und führte zu mehr Umsatz als an jedem anderen Zeitraum (einschließlich Neujahr und Obon). Dies veranlasste den Geschäftsführer vom Filmstudio Daiei, dazu die Woche „Golden Week“ also „Goldene Woche“ zu taufen. Dabei bezog er sich auf die „Golden Time“ also „Goldene Zeit“, die beim Radio für die Zeit von 19 bis 22 Uhr verwendet wird, da dort die Zuhörerquote besonders hoch ist. Heute ist der Begriff Golden Week in ganz Japan verbreitet und die Feiertage werden im Volksmund als „Golden Week“ bezeichnet. Nur im Fernsehen und Radio wird stattdessen eher die Bezeichnung Haru no Ōgata Renkyū verwendet.

Die Golden Week 2021

DatumFeiertag?
Do, 29.4.2021Shōwa no Hi
Fr, 30.4.2021Werktag
Sa, 1.5.2021arbeitsfrei
So, 2.5.2021arbeitsfrei
Mo, 3.5.2021Kempō Kinen-bi
Di, 4.5.2021Midori no Hi
Mi, 5.5.2021Kodomo no Hi
Die Golden Week 2021

Aufgrund der COVID-19-Pandemie riet die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike schon 2020 während der „Golden Week“ von Urlaubsreisen ab, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern. Den Bewohnern Tokios wurde geraten, stattdessen für die „Stay Home Week“ zu Hause zu bleiben. Deswegen blieben die Züge aufgrund der Coronakrise größtenteils leer und auch dieses Jahr wird von der Politik aufgrund von steigenden Coronazahlen von Reisen während der Golden Week abgeraten und in den Städte Tokio, Osaka und der Region Hyōgo haben etliche Geschäfte aufgrund des ausgerufenen Notstandes ohnehin geschlossen, sodass vermutlich auch dieses Jahr des Öfteren auf Reisen verzichtet werden wird. Auch wenn erste Auswertungen von Smartphone-Daten und die Auslastung der inländischen Fluggesellschaften zeigen, dass dieses Jahr deutlich mehr Menschen während der Golden Week verreisten als noch 2020, sind die Zahlen im Vergleich zu 2019 auf einem sehr niedrigen Niveau.

Golden Week Sale auf Steam

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Shōwa no Hi

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In der Shōwa erlebte Japan einen beispiellosen Wirtschaftsaufschwung

Der Shōwa no Hi (昭和しょうわ, dt. „Shōwa-Tag“) findet jährlich am 29. April statt und diente dazu, den Geburtstag des Showa-Tenno, im Westen auch bekannt als Kaiser Hirohito, zu feiern. Der Geburtstag des Tenno wurde bis zu seinem Tod 1989 gefeiert, nach dem Dahinscheiden des Tenno entschied sich die japanische Regierung dazu, den Feiertag unter dem Namen Midori no Hi (dt. „Tag des Grüns“) als Tag des Naturschutzes und als Tag der Verbundenheit mit der Natur weiterzuführen, da der Shōwa-Tenno für sein Interesse an der Pflanzenwelt und seine Naturverbundenheit bekannt war. Im Jahr 2006 entschied die japanische Regierung der langen und bedeutsamen Shōwa-Ära in der Japan einen beispiellosen Wirtschaftsaufschwung erlebte, mehr Aufmerksamkeit zukommen zulassen. Deswegen wurde der Tag in „Shōwa-Tag“ umbenannt und der „Tag des Grüns“ wurde auf den 4. Mai verschoben.

Kempō Kinen-bi

kokkai golden week
Das Parlamentsgebäude in Tokio

Der Kempō Kinen-bi (憲法記念日けんぽうきねんび, dt. „Verfassungstag“) findet jährlich am 3. Mai statt. An diesem Tag wird das Inkrafttreten der Nachkriegsverfassung vom 03. Mai 1947 gefeiert. Dabei soll der Tag auch an die Kernelemente der Nachkriegsverfassung erinnern. Dazu zählen zum Beispiel die Menschenrechte und das Kriegsverbot.

Midori no Hi

golden week midori no hi
Ein Bild aus dem japansichen Garten im Nezu-Museum in Tokio

Der Midori no Hi (みどりの, dt. „Tag des Grüns“) wurde bis 2006 am 29. April gefeiert, aber dann auf den 4. Mai verschoben. Siehe dazu die Ausführungen unter „Shōwa no Hi“. An dem Tag wird die Verbundenheit mit der Natur gefeiert. Ein Grund, den Feiertag auf den 4. Mai zu verschieben, war auch um drei aufeinanderfolgende Feiertage zu schaffen. An diesem Tag unternehmen Familien oft Ausflüge in die Natur oder Parks und es finden Veranstaltungen zum Umweltschutz statt.

Kodomo no Hi

Golden Week Koinobori
Koinobori-Drachen während des Kindertages, leider ohne Wind

Der Kodomo no Hi (こどもの, dt. „Kindertag“) wird seit 1948 als Nationalfeiertag gefeiert, aber er hat seinen Ursprung in der Edo-Zeit als Samuraifamilien anfingen, den 5. Mai als Feiertag für den männlichen Nachwuchs einzuführen. Der Feiertag diente somit dazu, den Söhnen eine erfolgreiche und gute Zukunft zu wünschen. Heute stellen Familien mit Söhnen Miniatur-Samurairüstungen, Samuraihelme und Figuren von berühmten Samuraigenerälen auf, um zu symbolisieren, dass ihre Söhne auch so stark und erfolgreich werden sollen. Eine sehr bekannte Tradition ist auch das Hissen von Koinobori, Karpfendrachen aus Papier. Die Karpfen symbolisieren Stärke und Erfolg. Eine chinesische Legende sagt, dass Karpfen zu Drachen werden, wenn sie Stromschnellen hochschwimmen.

Aber heute ist der Feiertag nicht nur für Söhne, sondern wird als Feiertag für alle Kinder begangen. Am Kodomo no Hi wird die Gesundheit und die Freude der Kinder gefeiert. Er findet am 5. Mai statt. Früher wurde an diesem Tag das Erwachsenwerden von männlichen Jugendlichen gefeiert. Dieser Tag war auch unter dem alten buddhistischen Namen Tango no Sekku (端午の節句たんごのせっく, dt. „Knabenfest“) bekannt.

Traditionellerweise werden spezielle Süßigkeiten gegessen: z. B. Reisknödel mit süßer Bohnenpaste in Bambusblätter gewickelt (kashiwa-mochi). Während der Kodomo no Hi mittlerweile für alle Kinder gilt, haben die Mädchen übrigens ein eigenes Fest und zwar das Puppenfest (Hina-matsuri) am 3. März.

Fragen bitte!

Wenn du noch Fragen über die Golden Week hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Auch wenn du einen Verbesserungsvorschlag oder eine Anmerkung hast, freue ich mich natürlich über einen Kommentar.

Falls dir mein Beitrag „Die Golden Week“ gefallen hat, dann ist vielleicht auch mein Beitrag „10 Traditionen zu Neujahr in Japan“ interessant für dich.

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Tim Ulbricht

Ich habe diesen Blog 2019 anlässlich meines Auslandssemesters an der Tokyo University begonnen. Meine Leidenschaft für Japan begann jedoch 2012 mit einem unvergesslichen Sportaustausch mit einem Verein aus der Präfektur Iwate, an dem ich teilgenommen habe. Dieses Erlebnis öffnete meine Augen für die faszinierende Kultur und Einzigartigkeit Japans.
Auf meinem Blog teile ich Reisetipps sowie spannende Informationen zur Kultur, Sprache, Essen und Geschichte Japans.

Arigatou gozaimasu und bis bald!

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