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Kappa in Japan – Japanische Fabelwesen

Kappa gehören zu den bekanntesten Fabelwesen, auch Yōkai genannt, in Japan. Sie leben den Erzählungen nach in ruhigen Süßwasser-Gewässern und ernähren sich vorzugsweise von Gurken. Außerdem haben sie ein ausgeprägtes Faible für Sumō. In diesem Beitrag erfährst du alles über die schildkrötenartigen Kreaturen und wo in Japan du auch heute noch auf die Suche nach ihnen gehen kannst.

Kappa

Allgemeines über die Kappa

Beim Kappa (jap. 河童)かっぱ handelt es sich neben den Oni und den Tengu wahrscheinlich um eines der bekanntesten japanischen Fabelwesen. Kappa gelten sowohl als Yōkai (Dämon) als auch als Kami (Gottheit). Übersetzt bedeutet Kappa so viel wie „Fluss-Kind“. Teilweise findet auch die Bezeichnung Kawatarō (jap. 川太郎かわたろう), was so viel wie Fluss-Junge bedeutet, Verwendung. Je nach Region gibt es aber bis zu 80 verschiedene Bezeichnungen des Fabelwesens.

Lebensraum der Kappa

Sie sollen in Tälern, Flüssen und Sümpfen leben und bevorzugen insbesondere langsam fließende Flüsse und Bäche und kleine Teiche und Seen. Vereinzelt gibt es auch Erwähnungen von Vorkommen in Salzwasser. Zwar leben die Fluss-Dämonen hauptsächlich im Wasser, aber am späten Nachmittag begeben sie sich auch auf Land und stehlen Feldfrüchte der ansässigen Bauern. In Erzählungen einiger Regionen lebt der Kappa im Sommer als Mizu no Kami (みずかみ, dt. „Wassergottheit“) in den Gewässern und zieht über den Winter in die Berge und lebt dort als Yama no Kami (やまかみ, dt. „Berggottheit).

Aussehen der Kappa

Japanische Fabelwesen: 12 Arten von Kappa
Illustrierter Guide zu 12 Arten von Kappa
Juntaku, Public domain, via Wikimedia Commons

Kappa sind humanoide, schildkrötenähnliche Fabelwesen. Ihre Größe entspricht je nach Erzählung einem etwa drei- bis zehnjährigem Kind und ihre Farbe wird oft als blau-gelblich mit einem blau-schwarzen Gesicht beschrieben. Es hat haarige oder schuppige Haut und riecht nach Fisch. Ähnlich einer Schildkröte werden Kappa außerdem häufig mit einem Schild auf dem Rücken beschrieben. Statt eines Mundes hat es außerdem einen Schnabel und die Hände und Füße weisen ihrem Lebensraum entsprechend Schwimmhäute auf. Es läuft aufrecht und spricht mit einer menschlichen Stimme. Sie haben eine Delle (jap. Sara, さら ) im Kopf, in der sie Wasser für Landgänge aufbewahren.

Ernährung des Kappa

Kappa mit einer Gurke
Kappa mit seiner Leibspeise: einer Gurke

Eine ganz besondere Vorliebe haben Kappa für Gurken (jap. Kyūri (胡瓜きゅうり)). Aber auch Auberginen (jap. Nasu (茄子なす)) und Riesenkürbisse (jap. Kabocha (南瓜かぼちゃ)) gehören zu ihren Leibspeisen. Auch an den Vorräten an Nudeln (jap. Soba (蕎麦そば)) und eingelegte Sojabohnen (jap. Nattō (納豆なっとう)) bedienen sie sich gerne. Die Abneigung der Kappa gegen Sesam, Ingwer, Spucke, Eisen und Flaschenkürbisse (jap. Hyōtan (票筆ひょうたん)) kann zur Abwehr genutzt werden.

Vielen wird bestimmt auch der Begriff Kappa-Maki etwas sagen, dabei handelt es sich um Maki-Sushi mit Gurke im Kern. Auch dieses Gericht hat seinen Namen von der Vorliebe der Kappa für Gurken.

Eigenschaften des Kappa

Kappa haben eine ausgeprägte Vorliebe für Sumō und fordern Menschen, denen sie begegnen, gerne zu einem Zweikampf heraus. Das Wasser, welches sie in der Delle in ihrem Kopf aufbewahren, sorgt nicht nur für eine ausreichende Hydrierung, sondern macht die Kappa auch übermenschlich stark. Wenn das Wasser austrocknet oder verschüttet wird, schwächt dies den Kappa stark und führt laut manchen Überlieferungen sogar zum Tod. Durch diese unmenschliche Stärke, welche die Kappa von der Flüssigkeit erhalten, können sie nicht von Menschen im Zweikampf besiegt werden. Man kann den Kappa aber austricksten, indem man sich vor dem Sumō-Kampf vor ihm verbeugt, aus Höflichkeit wird er die Verbeugung erwidern, seine Flüssigkeit verschütten und deutlich geschwächt.

Kappa-Warnhinweis
Kappa-Warnhinweis um auf gefährliche Gewässer hinzuweisen
Sehremis, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

An Land stellen Kappa zwar für Menschen keine große Bedrohung dar, wenn sich Kappa aber in Ihrem Element, dem Wasser, befinden muss man sich vor ihnen in Acht nehmen. Es wird davon berichtet, dass Kappa Menschen unter Wasser ziehen und ertränken, besonders wenn man vor dem Gang ins Wasser Gurken gegessen hat. Kappa sollen außerdem im Fluss spielende Kinder entführt oder ertränkt haben. Sie dienten und dienen somit auch als Abschreckung für Kinder nicht alleine in Gewässern zu spielen. Kappa sollen auch Pferde und Rinder ins Wasser zerren, um ihnen das Blut auszusaugen oder die Leber zu rauben. Auch heute gibt es in Japan an Gewässern in ländlichen Regionen teilweise noch Schilder, die vor Kappa warnen.

Es wird aber auch berichtet, dass Kappa ausgezeichnete Kenntnisse über die menschliche Anatomie und Heilkräuter zur medizinischen Anwendung verfügen, welches sie aus Dankbarkeit an Menschen, die ihnen geholfen haben, weitergeben. Der Kappa ist außerdem eng mit der Fruchtbarkeit und der Ernte verbunden und hilft Menschen in manchen Fällen auch bei der Feldarbeit.

Japanische Sprichwörter mit Kappa

Da japanische Sprichwörter ein Sammelbecken oft ironisch und witzig formulierter Lebensweisheiten sind, ist es nicht verwunderlich, dass auch der Kappa hier Eingang gefunden hat:

  • Kappa no kawanagare (河童かっぱかわながれ, dt. „Kappas werden vom Fluss fortgeschwemmt“)

Erläuterung: Ein vom Fluss fortgerissener Kappa, der stolz auf seine Kräfte ist, die vom Wasser herrühren, steht sprichwörtlich für einen Experten, Kenner oder Spezialisten, dem in seinem eigenen Fachgebiet ein Fehler unterläuft.

  • He no kappa (河童かっぱ, dt. „Furz eines Kappa“)

Erläuterung: So wie der eigentümliche Geruch des Kappa der von der Gewohnheit herrührt, ununterbrochen unangenehme Gase im Wasser abzusondern, bezeichnet der „Furz eines Kappa“ eine kinderleichte Angelegenheit.

Kappa in Japan erleben

Jozankei-Onsen auf Hokkaidō

Wer der Kappa-Legende auf die Spur gehen will und vielleicht sogar selbst versuchen möchte, einen Kappa in Japan zu entdecken, sollte dem Jozankei-Onsen im Bezirk Minami-ku auf der nördlichen Hauptinsel Hokkaidō einen Besuch abstatten. Dort gibt es 22 Kappa-Statuen, die über die gesamte Örtlichkeit verteilt sind und es gibt die Legende, dass ein junger Mann beim Fischen im Teich „Kappa Buchi“ unter Wasser gezogen wurde und einige Jahre später in den Träumen seines Vaters erschien und erzählte, dass er glücklich mit seiner Kappa-Frau und seinem Kappa-Kind lebt.

Auf Kappa-Jagd in Tōno in Iwate

Ein weiterer Ort, um in Japan mit den Kappa in Kontakt zu kommen, ist die Stadt Tōno im Südosten der Präfektur Iwate in Nord-Japan. Dort gibt es ebenfalls einen Teich namens „Kappa Buchi“ am Jogen-ji Tempel, in welchem man mit Gurken versuchen kann, Kappa zu angeln. Dafür muss man am Tourismuscenter eine Lizenz zum Angeln von Kappa erwerben und kann dann mit einer an einem Stock befestigten Gurke auf die Jagd gehen. Auch sonst gibt es in der Stadt viele weitere Anspielungen auf das Fabelwesen.

Kappa-Tempel in Tokio

Der buddhistische Tempel Sōgen-ji im Bezirk Taitō in Tokio, umgangssprachlich auch Kappa-dera genannt, ist dem schildkrötenähnlichen Fabelwesen gewidmet. Der Überlieferung nach halfen Kappa beim Bau eines Systems aus Gräben zum Ableiten eines aufkommenden Hochwassers. Aus Dank wurde ihnen zu Ehren der Tempel Sōgen-ji errichtet. Im Inneren des Tempels befindet sich ein Altar, auf dem Gurken dargebracht werden; sie gelten als die Leibspeise der Kappa. Die Schatzkammer enthält antike Schriftrollen über die Fabelwesen, darüber hinaus beherbergt der Tempel einen angeblich echten getrockneten und erhaltenen Kappa-Arm.

Kappa im modernen Japan und der Popkultur

Kappa-Fächer
Ein Uchiwa-Fächer mit einem süßen Kappa

Im modernen Japan gelten Kappa eher als süßes Maskotchen als, als Wasserdämon. Viele Firmen werben mit ihm und es gibt mittlerweile auch einige Anime und Videospiele mit freundlichen Kappa in der Hauptrolle.

  • Im Anime Summer Days with Coo spielt der Kappa Coo eine Hauptrolle. Der Anime hat mir sehr gut gefallen.
  • Der Charakter „Käpten“ aus dem Spiel Animal Crossing ist ein Kappa.
  • Im Videospiel- und Anime-Reihe Yo-kai Watch kommen Kappa als Yōkai vor.
  • Ein Kappa kommt auch in der Folge What Lives in the Lake von „Supernatural The Animation“ vor.
  • Auch das sarkastische Kappa-Emote von Twitch stammt von den japanischen Fabelwesen ab, da der Entwickler Josh DeSanto, dessen Gesicht das Emote zeigt, eine Vorliebe für die japansiche Kultur hat.

Buchempfehlung zu Kappa in Japan

An Introduction to Yokai Culture: Monsters, Ghost and Outsiders in Japanese History

Fragen bitte!

Wenn du noch Fragen über die Kappa in Japan hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Auch wenn du einen Verbesserungsvorschlag oder eine Anmerkung hast, freue ich mich natürlich über einen Kommentar.

Falls dir mein Beitrag „Kappa in Japan – Japanische Fabelwesen“ gefallen hat, dann ist vielleicht auch mein Beitrag „Fünf außergewöhliche Tiere aus Japan“ interessant für dich.

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Tim Ulbricht

Ich habe diesen Blog 2019 anlässlich meines Auslandssemesters an der Tokyo University begonnen. Meine Leidenschaft für Japan begann jedoch 2012 mit einem unvergesslichen Sportaustausch mit einem Verein aus der Präfektur Iwate, an dem ich teilgenommen habe. Dieses Erlebnis öffnete meine Augen für die faszinierende Kultur und Einzigartigkeit Japans.
Auf meinem Blog teile ich Reisetipps sowie spannende Informationen zur Kultur, Sprache, Essen und Geschichte Japans.

Arigatou gozaimasu und bis bald!

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4 Antworten auf „Kappa in Japan – Japanische Fabelwesen“

Hallo,
schöner Artikel, als Betreiber eines Blog über Yokei und Yurei weiß ich sowas zu schätzen. Allerdings hast du vergessen das Kappas einen dreifachen Anus haben und daher 3 mal so stark ( und vermutlich geruchsintensiv ) zu Pupsen :-).
Das Kappas, und andere Fabelwesen auch, in der Popkultur verniedlicht werden ist weltweit zu sehen, denk mal nur an Disney.

Hallo Mike,

danke für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Interessanter Funfact, das mit dem Anus wusste ich noch nicht, aber wundert tut es mich irgendwie auch nicht. Bei japanischen Fabelwesen gibt es ja desöfteren so merkwürdige Dinge.

Grüße

Tim

Was für ein toller informativer Artikel. Ich schaue gerade eine Anime-Serie (Tada never falls in Love), in der einer der Jungs wahnsinnige Angst vor Kappas hat. Da ich erst seit ungefähr eineinhalb Jahren Animes schaue, lerne ich ständig etwas dazu, was Japanische Kultur angeht. Da Animes ja nicht unbedingt authentisch wiedergeben, was an Geschichten so herumgeistern, google ich die. Also herzlichen Dank für Deine interessanten Artikel, lieber Tim! Herzliche Grüße, Nicky

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