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Tsukimi – das japanische Mondschau-Fest

In diesem Beitrag geht es um Tsukimi, das japanische Mondschau-Fest, welches jedes Jahr im September oder Oktober in Japan gefeiert wird. Tsukimi ist ein Fest zur Ehrung des Herbstmondes, das vor langer Zeit von China nach Japan eingeführt wurde. Dabei dient es aber auch als eine Art Erntedankfest. Woher das Fest kommt und welche Traditionen und Bräuche sich zu diesem Fest in Japan entwickelt haben, erfährst du in diesem Beitrag.

Wann findet das Tsukimi statt?

Das Tsukimi (月見つきみ wörtlich „Mondschau“) oder mit Honorativpräfix auch Otsukimi ( お月見つきみ ) wird jedes Jahr am 15. des achten Monats des alten japanischen Mondkalenders gefeiert. Deswegen wird das Fest auch Jūgoya (十五夜じゅうごや, wörtlich „15. Nacht“) genannt. Es heißt, dass man den Vollmond an diesem Tag besonders gut betrachten kann. Nach dem heute wie im Westen verwendeten gregorianischen Kalender fällt dieser Tag je nach Jahr in den September oder Oktober. Dieses Jahr (2021) fällt das Mondschau-Fest auf den 21. September (Dienstag).

  • 2022: 10. September (Samstag)
  • 2023: 29. September (Freitag)

Urpsrung und Bedeutung

Was wird gefeiert?

Gefeiert wird am Tsukimi die Schönheit des vollen Herbstmondes, aber es dient auch als eine Art Erntedankfest.

Der Hase und der Mond

Der Hase ist auf dem Mon zu sehen.
Der Hase auf dem Mond, Zeimusu, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

In Japan ist der Mond immer eng mit Hasen verbunden und oft werden auch am Mondschau-Fest Hasen zur Dekoration aufgestellt oder gebastelt. Und auch in beliebten Anime ist euch dieser Bezug vielleicht schon aufgefallen. So gibt es entsprechende Anspielungen z. B. auch bei Naruto, Sailor Moon, Yu-Gi-Oh! und One Piece.
Das geht auf ein altes buddhistisches Märchen zurück, welches wahrscheinlich vor langer Zeit aus China nach Japan überliefert und dann teilweise angepasst worden ist. Diesem Märchen entsprechend lebt auf dem Mond ein Hase. Ursprung ist vermutlich die schemenhafte Darstellung eines Hasen, die man auf dem Mond bei guter Sicht erkennen kann.

Es waren einmal ein Fuchs, ein Affe und ein Hase die eine enge Freundschaft verband. Während sie am Tage in den Bergen miteinander spielten und gemeinsam jagten, verbrachten sie die Nacht gemeinsam im Wald. Der Herr des Himmels, Taishakuten (帝釈天), erfuhr davon und fand dies ungewöhnlich. Er suchte, als alter Wanderer verkleidet, die drei Freunde auf. Er fand sie des Abends am Lagerfeuer und bat sie um etwas zu essen. Der Affe brachte ihm sogleich Nüsse, der Fuchs gab ihm einen Fisch. Der Hase aber fand nichts, was er dem Wanderer geben konnte. Als der Affe und der Fuchs den Hasen deswegen mit Schmähungen überhäuften, sprang dieser verzweifelt ins Lagerfeuer und rief: „Iss mich!“. Der Herr des Himmels war so gerührt von dieser Geste, dass er den Körper des Hasen wieder herstellte und ihn mit zum Mond nahm. Der Rauch, den der Hase bei seiner Opferung erzeugt hatte, schlug sich auf der glänzenden Mondoberfläche nieder und ahmt noch heute seine Gestalt nach.

Wikipedia

Seit wann wird Tsukimi in Japan gefeiert?

Ein Tsukimi-Yagura der Burg Takamatsu.
Tsukimi-Yagura der Burg Takamatsu, 小池 隆, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Der Brauch der Mondschau, um die Schönheit des vollen Herbstmondes zu würdigen, ist in Japan schon sehr alt und geht auf die Heian-Zeit zurück, in der sich Adelige getroffen haben sollen, um unter dem Vollmond Sake zu trinken, zu musizieren und um Gedichte auszutauschen. Der Brauch soll um 859 – 877 von China nach Japan gekommen sein. Auch bei alten japanischen Burgen gab es teilweise Türme, die nur oder primär gebaut wurden, um den Mond zu betrachten. Diese Türme werden Tsukimi-Yagura (月見櫓つきみやぐら, wörtlich Mondschau-Wachturm) genannt. Verbreitung in der breiten Bevölkerung fand das Mondschau-Fest wohl erst in der Edo-Zeit (1603 bis 1868).

Traditionen und Bräuche

Mondschau

Ein Bild mit vielen Symbolen des Tsukimi-Festes.
Typische Symbole zum Mondschau-Fest

Wie der Name schon sagt, war es früher Brauch, sich den schönen Herbstmond anzuschauen. Heute ist das Betrachten des Mondes kein primärer Fokus des Festes mehr und die meisten Japaner schauen sich während des Festes nicht mehr unbedingt den Mond an. Umso beliebter ist aber der Tsukimi-Burger bei McDonalds, aber mehr dazu weiter unten.

Dekoration

Dekoration während des Mondschau-Festes.
Tsukimi-Dekoration

Die Dekoration während des Tsukimi besteht aus verschiedenen saisionalen Elementen. Insbesondere wird in Japan das Mondschau-Fest durch Dango (Reiskuchen-Bällchen), Susuki (japanisches Pampasgras) und Hasen (siehe oben) symbolisiert. Entsprechend fällt häufig auch die Dekoration aus. Wie auch bei anderen japanischen Festen wird Tsukimi besonders in Kindergärten gefeiert, wo die Kinder entsprechende Dekoration basteln. Oft werden zum Beispiel Hasen aus Origami gefaltet. Meine Frau hat früher an Tsukimi auch draußen besonders schöne Susuki-Halme gesucht und gesammelt.

Susuki

Susuki (japanisches Pampasgras)
Susuki in einer Vase

Da japanische Pampasgras (Susuki) oder auch Chinaschilf ist eines der sieben Herbstkräuter (neben Susuki noch Hagi-Strauch, Goldbaldrian, Ballonblume, Prachtnelke, Wasserdost und Kudzu). Es soll die Ernte vor bösen Geistern und Katastrophen schützen und dient auch dazu, eine gute Ernte im Folgejahr zu wünschen. Teilweise ist es auch heute noch üblich, es in den Garten oder das Reisfeld zu stellen oder an die Traufe zu hängen.

Opfergaben

Da das Mondschau-Fest wie oben beschrieben auch als Erntedankfest fungiert, werden verschiedene Opfergaben dargeboten, um für die gute Ernte zu danken und um für eine reiche Ernte im nächsten Jahr zu bitten. Typische Opfergaben sind beispielsweise Maronen, Taro-Kartoffeln und Edamame.

Essen

An Tsukimi werden häufig Tsukimi-Dango zubereitet und gegessen. Die Tsukimi-Dango sollen an die Schönheit des Vollmondes erinnern. Dabei werden in der Regel 15 Reiskuchen-Bällchen (entsprechend des alten Datums des Festes) wie eine Pyramide gestapelt.

Eine weitere beliebte Speise ist das Tsukimi-Udon oder Tsukimi-Soba. Bei denen jeweils ein Ei in der Mitte den Vollmond symbolisiert.

Auch viele Restaurant-Ketten bieten während des Mondschau-Festes besondere Speisen an. Ich habe mir zum Beispiel vorletztes Jahr in Japan während des Mondschau-Festes eine Tsukimi-Tasche mit süßer Bohnenpaste und Mochi bei McDonalds geholt. McDonalds bietet von September bis Oktober auch jedes Jahr einen speziellen Tsukimi-Burger mit einem Spiegelei auf dem Patty an, der bei Japanern ziemlich beliebt ist. Auch viele Supermärkte haben während dieser Zeit in Japan Produkte oder Dekoration mit Bezug zum Tsukimi.

Fragen bitte!

Wenn du noch Fragen über das Tsukimi-Fest hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Auch wenn du einen Verbesserungsvorschlag oder eine Anmerkung hast, freue ich mich natürlich über einen Kommentar.

Falls dir mein Beitrag „Tsukimi – das japanische Mondschau-Fest“ gefallen hat, dann ist vielleicht auch mein Beitrag „Tanabata – das japanische Fest der Sterne“ interessant für dich.

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Tim

Tim Ulbricht

Ich habe diesen Blog 2019 anlässlich meines Auslandssemesters an der Tokyo University begonnen. Meine Leidenschaft für Japan begann jedoch 2012 mit einem unvergesslichen Sportaustausch mit einem Verein aus der Präfektur Iwate, an dem ich teilgenommen habe. Dieses Erlebnis öffnete meine Augen für die faszinierende Kultur und Einzigartigkeit Japans.
Auf meinem Blog teile ich Reisetipps sowie spannende Informationen zur Kultur, Sprache, Essen und Geschichte Japans.

Arigatou gozaimasu und bis bald!

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