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Japanischlernen

Wie ich Japanisch gelernt habe

In diesem Beitrag möchte ich so genau wie möglich erläutern, wie ich Japanisch gelernt habe. Ich hoffe, der Beitrag ist für Anfänger ein hilfreicher Leitfaden. Aber auch Fortgeschrittene können bestimmt einige Tipps für sich mitnehmen. Wahrscheinlich wird mein Weg nicht für alle der Beste sein, aber zumindest einige Tipps sind bestimmt für jeden dabei.

Der Anfang: Volkshochschule

Da mein Zwillingsbruder und ich früher große Anime-Fans waren, entschieden wir uns dazu an einer Volkshochschule Japanisch zu lernen. Ich glaube, dass eine Volkshochschule, gerade für absolute Anfänger, eine sehr gute Methode ist um einen Einstieg in die Sprache zu finden. Dort haben wir dann relativ zügig die Hiragana und Katakana gelernt. Das lag besonders daran, dass wir, auf Anraten unserer Japanischlehrerin, die Universitätsausgabe von unserem Lehrwerk, Japanisch im Sauseschritt, verwendeten. Wir begannen den Kurs mit ca. 15 Leuten, von denen nach einem Jahr noch drei übrig waren. Da die Volkshochschule eine Mindestteilnehmerzahl vorschrieb, haben wir daraufhin zu dritt Japanischunterricht bei unserer Lehrerin zuhause genommen. Nach wenigen weiteren Monaten waren mein Bruder und ich dann alleine und hatten quasi Privatunterricht. Wir haben während dieses Unterrichts die gesamte „Japanisch im Sauseschritt“-Reihe durchgearbeitet.

Die Tools, die mich in dieser Phase am meisten beim Japanischlernen unterstützt haben, waren wahrscheinlich das Deutsch-Japanisch Online-Wörterbuch Wadoku und die (auf Android) kostenlose Vokabellern-App Anki. Es gibt außerdem auch eine Desktopvariante von Anki. Ich habe wahrscheinlich keine andere App und auch kein anderes Buch und keine andere Website so viel benutzt wie Anki. Anki hat mich quasi von Beginn bis jetzt begleitet und ich habe einen Großteil der Zeit Anki täglich verwendet. Ich habe quasi, immer wenn ich auf ein neues Wort gestoßen bin, dass ich noch nicht kannte, eine Liste gemacht. Wenn einige Wörter zusammengekommen waren, habe ich diese dann am Computer in der Desktopvariante von Anki eingetragen. Diese kann man dann mit der App auf dem Handy synchronisieren und dann jeden Tag in der Bahn oder in einer freien Minute lernen.

Der Weg zum JLPT N5

Nachdem ich ca. 1 Jahr beim Japanischunterricht war, war der nächste Schritt für mich erst einmal den JLPT N5 zu bestehen. Der JLPT N5 war für mich eher leicht, da mein Japanischlevel wahrscheinlich schon deutlich darüber lag. Zur Vorbereitung habe ich hauptsächlich die Lernmaterialien von der Website Tanos verwendet. Dort gibt es viele kostenlose Lernmaterialien für alle JLPT-Stufen.

Der nächste Schritt: Selbststudium mit Websites und Apps

Die einzelnen Abschnitte überschneiden sich teilweise. So habe ich mit dem Selbststudium mit Websites angefangen, während ich auch noch den Volkshochschulkurs besuchte. Der Auslöser war meine erste Japanreise im Rahmen eines Sportaustauschs. Nach ca. einem Jahr an der Volkshochschule realisierte ich in Japan, dass mein Japanischlevel noch nicht einmal ansatzweise reicht, um in Japan effektiv zu kommunizieren. Das motivierte mich auch neben der Volkshochschule mehr Zeit, fürs Japanischlernen aufzubringen. Natürlich habe ich weiterhin täglich mit Anki Vokabeln gelernt und war ein Mal die Woche beim Japanischunterricht, aber zusätzlich habe ich nun auch noch den Online-Japanischkurs von YesJapan durchgearbeitet. Dieser hat mir auch sehr gut gefallen und mich auf jeden Fall weitergebracht.

Auch ganz gut fand ich außerdem die Website Japan Activator und die dazugehörige App JA Sensei. Um mein Hörverstehen zu verbessern, habe ich außerdem eine Zeit lang die Website JapanesePod101 verwendet. Diese hat sich mit kurzen Podcasts/Audiotexten auf das Verbessern des Hörverstehens spezialisiert. Um mein Leseverstehen zu verbessern, habe ich außerdem angefangen, regelmäßig die Nachrichten von NHK Easy News zu lesen. Dort findet ihr aktuelle Tagesnachrichten, die in leichtem Japanisch geschrieben sind. Meine Japanisch-Schreibfähigkeiten habe ich mit der Website Lang-8 verbessert. Dort kann man Texte auf Japanisch verfassen lassen, die dann von Muttersprachlern korrigiert werden. Zumindest als ich die Seite benutzt habe war dies außerdem völlig kostenlos, wenn man selbst ab und zu deutsche Texte korrigiert hat. Außerdem habe ich eine App benutzt, um die verschiedenen Konjugationsformen im Japanischen zu lernen. Ich weiß nicht mehr genau welche App ich damals verwendet habe, aber im App Store werdet ihr bestimmt fündig.

Der Weg zum JLPT N2

Da ich aufgrund meines Studiums nach München zog, konnte ich auch nicht mehr zum Japanischunterricht gehen. Ab diesem Zeitpunkt wechselte ich fast vollständig zum Selbststudium mit dem Internet. Eine Ausnahme gab es jedoch: Ich nahm an der Uni an einem Vorbereitungskurs für den JLPT N3 teil, der von der Japanologiefakultät der LMU in München angeboten wurde. Um den JLPT N2 zu bestehen, war der Kurs auf jeden Fall sehr hilfreich. Außerdem bin ich regelmäßig zu einem Sprachencafé gegangen, welches von der TU München angeboten wurde. Dort konnte man mit japanischen Austauschstudenten auf Japanisch sprechen. Außerdem nahm ich am Boddy-Programm der TU München teil und konnte so einem japanischen Austauschstudenten helfen sich in Deutschland zurechtzufinden und außerdem meine Japanischfähigkeiten weiter verbessern.

Über das Sprachencafé wurde ich auch als Tutor für eine Gruppe Japaner/innen, die von der Tōyō-Universität in Tokio an die LMU kamen, angeworben. Bei diesem „Austausch“ habe ich dann auch meine jetzige Freundin kennengelernt, mit der ich jetzt über 5 Jahre zusammen und mittlerweile auch verlobt bin. Als Take-away kann ich empfehlen, euch soweit es geht Möglichkeiten zu suchen, um euer Japanisch zu benutzen, dann ergeben sich auch immer noch neue Möglichkeiten. Es gibt in jeder größeren Stadt auch einen Japan-Stammtisch und an anderen Unis gibt es bestimmt auch ähnliche Angebote.

Der JLPT N2

Erst wollte ich dann zum nächstmöglichen Termin den JLPT N3 schreiben, aber entschied mich dann doch direkt für den JLPT N2 und bestand diesen auch. Ein sehr wichtiger Faktor für diesen Schritt war auch, dass ich meine (japanische) Freundin kennengelernt hatte und somit fast täglich auf Japanisch chatten konnte. Das tägliche Anwenden der Sprache, und sei es nur in Chats, boostet das Sprachlevel nochmals enorm. Natürlich kann/will sich nicht jeder einen japanischen Freund oder eine japanische Freundin suchen, aber worauf es hierbei wirklich ankommt, ist die Sprache regelmäßig zu verwenden. Wie oben erwähnt gibt es auch noch viele weitere Möglichkeiten um mit Japanern in Kontakt zu kommen. Eine weitere Möglichkeit ist z. B. ein Tandem, das heißt, man sucht sich einen Japaner/eine Japanerin der/die Deutsch lernt und spricht dann abwechselnd erst die eine, dann die andere Sprache. An Japanologiefakultäten von deutschen Unis gibt es häufig Aushänge von Japanern/Japanerinnen die einen Tandempartner bzw. eine Tandempartnerin suchen.

Zur Vorbereitung für den JLPT N2 kann ich die Shinkanzen Master-Reihe sehr empfehlen. Diese unterteilt sich in fünf Bücher. Es gibt extra ein Buch für die Grammatik*, eines für das Leseverstehen*, eines für das Hörverstehen*, eines für die Vokabeln* und eines für die Kanji*. Wenn man die Bücher gewissenhaft durcharbeitet, besteht man den JLPT N2 mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich kann außerdem den YouTube-Kanal Nihongo no Mori empfehlen, dort gibt es viele Videos auch speziell für den JLPT N2.

Der Weg zum JLPT N1

Der JLPT N1 ist meiner Meinung nach noch einmal deutlich schwieriger als der JLPT N2. Trotzdem entschied ich mich dafür den JLPT N1, ein Jahr nachdem ich den JLPT N2 bestanden hatte, zu schreiben. Ich glaube auch nicht, dass sich mein Sprachlevel seit dem noch einmal deutlich erhöht hatte. Hier geht es eigentlich nur um relativ stupides Auswendiglernen. Ich habe fast ausschließlich mit der Shinkanzen Master Reihe für den JLPT N1 gelernt und kann diese, wie auch für den JLPT N2, uneingeschränkt empfehlen. Auch hier haben die Videos von Nihongo no Mori wieder geholfen.

Wie lerne ich jetzt Japanisch?

Jetzt versuche ich, hauptsächlich Japanisch zu lernen, indem ich japanische Medien konsumiere, z. B. lese ich Bücher auf Japanisch. Hierfür kann ich das Amazon Kindle sehr empfehlen. Dort kann man sich, wenn man einen japanischen Amazon Account erstellt, quasi alle Bücher auf Japanisch lesen. Ich schaue außerdem japanische Filme und Serien auf Amazon und auf Netflix. Eine Liste mit allen japanischen Filmen und Serien auf Netflix findet ihr auf der Website von Language Learning with Netflix. Auf der Website Rakuten Viki gibt es auch einige japanische Serien in Originalvertonung. Ich lese außerdem den englischen Japanischlern-Blog Tofugu, zwar werden hier auch teilweise Grundlagen abgedeckt, aber auch für Fortgeschrittene ist immer mal wieder etwas dabei. Außerdem lese ich, wenn ich die Zeit habe, japanische Zeitungen. Dort gibt es viele kostenlose Artikel, die ihr Online lesen könnt (Asahi Zeitung, Mainichi Zeitung, Yomiuri Online, Nikkei Net) . Natürlich chatte und telefoniere ich außerdem regelmäßig mit meiner Freundin.

Buchempfehlungen

In diesem Abschnitt liste ich noch einige Bücher, die ich wirklich gut finde und auch selbst im Regal stehen habe, auf.

Weitere Websiteempfehlungen

In diesem Abschnitt liste ich noch einige gute Websites auf, die es nicht in den Fließtext geschafft haben, aber auf jeden Fall empfehlenswert sind

Fragen bitte!

Wenn du noch Fragen übers Japanischlernen hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Auch wenn du einen Verbesserungsvorschlag hast, freue ich mich natürlich über einen Kommentar.

Wenn dir mein Beitrag „Wie ich Japanisch gelernt habe“ gefallen hat, dann ist vielleicht auch mein Beitrag „Die häufigsten Fehler beim Japanischlernen“ interessant für dich.

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Tim Ulbricht

Ich habe diesen Blog 2019 anlässlich meines Auslandssemesters an der Tokyo University begonnen. Meine Leidenschaft für Japan begann jedoch 2012 mit einem unvergesslichen Sportaustausch mit einem Verein aus der Präfektur Iwate, an dem ich teilgenommen habe. Dieses Erlebnis öffnete meine Augen für die faszinierende Kultur und Einzigartigkeit Japans.
Auf meinem Blog teile ich Reisetipps sowie spannende Informationen zur Kultur, Sprache, Essen und Geschichte Japans.

Arigatou gozaimasu und bis bald!

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5 Antworten auf „Wie ich Japanisch gelernt habe“

Danke für den Artikel! Immer wieder interessant zu lesen, wie andere Japanisch lernen.
Ich habe auch bei der VHS mit Japanisch angefangen und bei mir war es genauso. Nach knapp einem Jahr, hatte man Angst, dass der Kurs wegen der geringen Teilnehmernzahl nicht mehr fortgeführt wird.
Ich habe die meisten vorgestellten Lernmaterialien ebenfalls beim Japanischlernen benutzt, aber das Rakuten Viki kannte ich noch nicht. Das schaue ich mir mal an. Ich hoffe, da sind ein paar interessante japanische Serien dabei 😉

Hallo Flo,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich hoffe Rakuten Viki ist interessant für dich. Ich habe mir deinen Blog mal angeschaut, gefällt mir bisher sehr gut. Ich hoffe du hast Erfolg mit deinem Blog :). Du hast ja auch schon ein paar Artikel zum Thema Japanischlernen, schau ich mir bei Zeiten mal an.

Grüße

~Tim

Hallo Tim,

ja, ich habe schon ein paar Serien gefunden auf Rakuten Viki, die ich mir anschauen werde;)
Cool, dass du auch schon bei mir vorbeigeschaut hast. Ich habe erst vor Kurzem mit dem Blog angefangen, aber er wächst stetig:)
Ich hätte eine technische Frage: Wie fügst du eigentlich bei deinen anderen Beiträgen die IMBd-Bilder mit den Links ein? Ist das ein Plugin? Das würde mich interessieren, weil es nicht nur sehr gut aussieht, sondern auch praktisch ist, wenn man über Serien/Filme schreibt.

Viele Grüße

Flo

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