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Japanischlernen

Die häufigsten Fehler beim Japanischlernen

In diesem Beitrag schreibe ich über die Fehler, die viele Leute meiner Meinung nach beim Japanischlernen machen. Dabei handelt es sich natürlich nur um meine Erfahrung. Ich selbst habe den JLPT N1 und spreche fließend Japanisch, aber was für mich stimmt, muss natürlich nicht auf jeden zutreffen. Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass ich eher nicht sprachenbegabt, sondern eher der Mathetyp bin. Das zeigt: Wenn man es richtig angeht, kann jeder Japanisch lernen! Wenn du die Fehler, die ich in diesem Artikel beschreibe, vermeidest, ersparst du dir vielleicht Erfahrungen, die du sonst selbst machen müsstest.

1. Nur ein Mal die Woche zur VHS

Fehler beim Japanischlernen: Nur ein Mal die Woche zum Japanisch-Kurs
Ein Mal in der Woche Japanischlernen reicht nicht

Viele die sich für Japanisch interessieren, starten mit einem Kurs an der Volkshochschule (VHS). Das Gleiche gilt übrigens auch für Japanisch-Kurse an der Schule oder Japanisch-Kurse an der Uni. Auch ich habe mit einem Kurs an der VHS begonnen und würde sagen, dass ein VHS-Kurs für den Einstieg durchaus die richtige Entscheidung sein kann. Gerade am Anfang wenn man sich noch nicht sicher ist, wo man beginnen soll. Viele begehen meiner Erfahrung nach aber den Fehler, dann ein Mal die Woche zum VHS-Kurs zu gehen, aber sich zu Hause fast gar nicht mehr mit dem Japanischlernen zu beschäftigen.

In dem Japanisch-Kurs den ich mit meinem Bruder besucht habe, haben die meisten nicht mal die Hausaufgaben gemacht. Meiner Meinung nach sind selbst die Hausaufgaben noch zu wenig. Um wirklich in annehmbarer Zeit auf ein entsprechendes Japanisch-Level zu kommen solltest du dich auch über den VHS-Kurs hinaus mit der Sprache beschäftigen. Sei es durch das Vokabelnlernen, die Nutzung einer App, das Lesen anderen Bücher oder die Nutzung von Websites. Nach einigen Monaten waren mein Bruder und ich übrigens die einzigen die noch im Japanisch-Kurs waren.

Meiner Erfahrung nach reicht es nicht ein Mal die Woche einen Japanisch-Kurs zu besuchen, um wirklich fließen Japanisch sprechen zu lernen. Ich selbst habe übrigens ebenfalls mindestens ein Jahr lang nur einen VHS-Japanisch-Kurs besucht und dabei lediglich die Hausaufgaben erledigt. Der Fortschritt hielt sich dabei stark in Grenzen. Nach diesem Jahr fand dann auch der erste Japanaustausch statt, an dem ich teilnahm. Ich war fast schockiert, wie wenig Japanisch ich nach einem Jahr wirklich konnte. Danach habe ich dann angefangen, auch neben dem Japanisch-Kurs Japanisch zu lernen. Daraufhin konnte ich nach 2 Jahren, 2014, bei meinem zweiten Japanaustausch bereits eine deutliche Steigerung feststellen.

2. Durch Anime Japanisch lernen

Viele glauben durch den Konsum von Anime mit japanischen Untertiteln Japanisch lernen zu können. Das mag für manche Lerntypen zutreffen, ich kann diese Erfahrung aber nicht unterstützen. Natürlich schnappt man auch bei Anime einige Vokabeln auf wie itadakimasu, arigatou, sumimasen, kawaii und so weiter. Aber die vielleicht 20 Vokabeln, die du durch 1 Monat Anime schauen passiv aufschnappst könntest du auch in einer Stunde beim normalen Vokabellernen lernen. Generell glaube ich, dass es für die Aussprache und das Gewöhnen der Ohren an die japanische Sprache nicht schlecht ist, aber gerade bei deutschen oder englischen Untertiteln wird das Gesagte dann oft doch zu sehr ausgeblendet. Wenn du mit Anime Japanisch lernen willst, kann ich das Plugin LLN (Language Learning with Netflix) für Google Chrome empfehlen. Dort hast du die Möglichkeit, japanische Untertitel einzuschalten. Hier kommst du zu meinem Blogbeitrag zu dem Netflix Plugin.

3. Mit nur einem System lernen

Egal ob „Japanisch im Sauseschritt*“ oder „Minna no Nihongo*“, meiner Meinung nach, reicht keine dieser Reihen, um wirklich fließen Japanisch sprechen zu lernen. Natürlich sind all diese Buchreihen ein gutes Fundament und ich würde sie generell auch empfehlen. Es ist aber ein Trugschluss, zu glauben, dass jemand der eine dieser Buchreihen durcharbeitet wie von selbst Japanisch kann. Das Gleiche gilt auch für Online-Kurse, Apps und auch allgemein für Japanisch-Kurse. Meiner Meinung nach hat jedes System seine eigenen Vorzüge und gerade die Kombination von verschiedenen Systemen, das heißt, Japanisch-Kurse, Online-Kurse und Bücher bieten den besten und umfangreichsten Lerneffekt.

4. Zu hohe Erwartungen

Fehler beim Japanischlernen: Zu hohe Erwartungen. Zwei Graphen die den Lernprozess verdeutlichen.
Der Lernprozess verläuft nicht linear

Viele haben beim Japanischlernen zu hohe Erwartungen und sind dann frustriert, wenn irgendwann ein Plateau erreicht wird und kaum merkbare Fortschritte erzielt werden. Das liegt auch daran, dass man sich den Lernprozess oft linear vorstellt. In Wahrheit ist der Lernprozess aber von immer wiederkehrenden Plateaus und exponentiellen Lernfortschritten gekennzeichnet. Gerade im Japanischen ist es so, dass man anfangs oft gefühlt sehr große Lernfortschritte macht.

Die Grammatik ist auf den ersten Blick aufgrund fehlender Pluralformen und weniger Temporalformen einfach. Auch die Hiragana und Katakana sind schnell gelernt. Da es im Japanischen einige wichtige und nützliche Wortphrasen gibt, hat man auch schnell das Gefühl schon einiges sagen zu können. Aber meiner Erfahrung nach kommt irgendwann jeder an den Punkt, wo er sich denkt, er hat ein Plateau erreicht und kommt irgendwie nicht weiter. Es gibt davon nicht eines, sondern mehrere.

So befinden sich zwei oft auftretende Plateaus z. B. vor dem theoretischen Erlernen aller wichtigen Grammatikformen und vor dem Sprung, um fließend Japanisch zu sprechen. Aber viele erleben auch ein Plateau, wenn die verschiedenen Konjugationen der Godan-Verben erlernt werden müssen. Viele geben beim Erreichen eines Plateaus dann auf, dabei ist der Schritt, ein solches Plateau zu überwinden, gerade nicht aufzugeben. Es gibt in der Regel keinen einfachen Trick, um ein Plateau zu überwinden, außer einfach weiter zu lernen und die Sprache anzuwenden und irgendwann ist das Plateau dann überwunden. Aber wie gesagt, geben viele auf. Deswegen kenne ich auch nur sehr wenige, außer Japanologen, fast keine Leute, die den JLPT N1 haben.

5. In kurzer Zeit Japanisch lernen

Fehler beim Japanischlernen: In kruzer Zeit Japanisch lernen.
Solch falsche Versprechen findet man häufig

Die falschen Erwartungen beim Japanischlernen von Punkt 4 werden auch häufig durch falsche Versprechen erweckt. Auch ich bekomme bei Facebook regelmäßig Werbung für irgendwelche Japanisch-Kurse oder Bücher die einem flüssiges Japanisch in 4 Wochen oder Ähnliches versprechen. Ich kann euch versichern, dass es sich dabei um Lügen, bzw. mindestens falsche Versprechen handelt. Vielleicht könnt ihr in 4 Wochen ein paar Satzformen auswendig lernen und für den Urlaub mag das auch reichen, aber um flüssig Japanisch zu sprechen braucht man, wenn man nicht gerade ein absolutes Sprachen-Ass ist, Jahre. Dabei muss nicht jeder dieser Kurse schlecht sein. Aber ich finde es schade, dass Leute mit falschen Versprechungen gelockt werden, die dann enttäuscht sind, wenn der Erfolg nicht so schnell erzielt werden kann.

Ihr wärt überrascht, wie wenig Leute es wirklich gibt, die fließend Japanisch können, obwohl schon relativ viele Leute jemanden kennen der Japanisch „lernt“. Ich habe, obwohl ich mich in einem sehr japanaffinen Umfeld bewege, wirklich nur sehr wenig Leute kennengelernt die flüssig Japanisch sprechen können.

6. Die japanischen Schriftzeichen erst später lernen

Viele Kurse beginnen erst mit der Umschrift in lateinischen Buchstaben, den Romaji, und wechseln dann ab dem zweiten Buch oder dem zweiten Kurs plötzlich zu Hiragana oder direkt zu einer Mischung aus Hiragana Katakana und Kanji. Ich glaube, dass es deutlich schneller geht, vor dem Japanischstudium die Hiragana und Katakana zu lernen und dann die Vokabeln direkt ohne Romaji sondern mit Hiragana zu lernen. Ein Konzept, dass mir ganz gut gefiel, war das von YesJapan. Dort wurde mit jeder Lektion ein neues Set von Romaji durch die entsprechenden Hiragana ersetzt. Aber wenn möglich glaube ich, dass der direkte Einstieg mit Hiragana am besten ist.

Hier findest du meinen Blogartikel zum japanischen Schriftsystem.

7. Keine praktische Anwendung

Wahrscheinlich ist diese Tatsache den meisten klar, aber die Interaktion mit Japanern wird, glaube ich, oft unterschätzt. Egal wie gut man die Theorie beherrscht, die praktische Erfahrung ist beim Japanischlernen unabdingbar. Der einfachste Trick, um von umfassenden Grammatikkenntnissen (ca. JLPT N3) auf ein fliessendes Japanisch zu kommen, ist wahrscheinlich die Interaktion mit Japanern. Dabei gibt es etliche Möglichkeiten, um mit Japanern in Kontakt zu kommen. In vielen deutschen Großstädten gibt es Japanstammtische. Es gibt auch an einigen Unis Sprachencafés oder Japaner die nach einem Tandempartner suchen. Es gibt auch viele Internetangebote, mit denen man einen japanischen Chatpartner finden kann. Bei einem Tandem handelt es sich eine um einen Sprachaustausch von z. B. einem Japaner der Deutsch lernen will und einem Deutschen der Japanisch lernen will. In der Regel wechselt man sich dann ab und spricht zuerst eine Stunde z. B. auf Deutsch und danach eine Stunde auf Japanisch.

Wenn du praktische Erfahrung im Verfassen von Texten gewinnen willst, kann ich die Website lang-8 empfehlen. Dort kannst du deine selbstverfassten Texte kostenlos von Muttersprachlern kontrollieren lassen.

8. Fehlende Regelmäßigkeit

Dieser Punkt hängt teilweise mit Punkt 1 zusammen. Ich kenne einige Leute, die Schübe haben in denen sie 1 Woche jeden Tag Japanisch lernen und dann zwei Wochen oder länger nicht. Beim Erlernen einer Sprache und somit auch beim Japanischlernen ist die Regelmäßigkeit ein wichtiger Faktor. Alles, was nicht regelmäßig benötigt wird, wird vom Gehirn als nicht relevantes Wissen eingestuft und fliegt bei der nächstbesten Möglichkeit raus. Gerade da man in Deutschland im Alltag eher selten mit Japanisch in Kontakt kommt, ist das tägliche Vokabelnlernen mit Anki oder anderen Tätigkeiten meiner Meinung nach fast unerlässlich. Ich selbst habe viele Jahre jeden Tag mit Anki Vokabeln gelernt.

Hier kommst du zur Website von der kostenlosen Vokabellern-App „Anki“. Es gibt kein Buch, keine Website und auch keine App die ich mehr benutzt habe als Anki. Die Desktop und Android-Version sind kostenlos und können synchronisiert werden. Ich habe mal gehört, dass die Apple-Version nicht kostenlos ist, aber dazu kann ich nichts sagen.

9. Keine Ziele setzen

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Fehler beim Japanischlernen ist sich keine oder zu geringe Ziele zu setzen. Zuerst sollte man sich überlegen, warum oder wofür man überhaupt Japanisch lernen möchte. Möchtest du Anime ohne Untertitel schauen? Planst du, in der Zukunft nach Japan auszuwandern? Was auch immer dein Grund ist, du solltest ihn nicht aus den Augen verlieren. Dann macht es Sinn, sich Etappenziele zu setzen. Auch wenn der JLPT nicht alleine dazu führen wird, dass du fließend Japanisch sprechen kannst, finde ich, dass er eine gute Möglichkeit bietet, um sich Teilziele zu setzen.

Beispielsweise wäre ein erstes greifbares Ziel in einem Jahr den JLPT N5 zu absolvieren. Das nächste Ziel könnte dann beispielsweise lauten in 2 Jahren den JLPT N3 zu schreiben. Wenn du den JLPT N3 hast, wirst du deinem Ziel schon einen großen Schritt näher gekommen sein. Viele kritisieren zwar, dass es beim JLPT keinen aktiven Teil, also keinen mündlichen oder schriftlichen Teil gibt, aber die Grammatik, die Vokabeln und die Kanji die du für den JLPT brauchst, brauchst du auf jeden Fall auch um Japanisch zu sprechen. Die JLPT Tests bieten auf jeden Fall eine gute Basis, auf die man durch aktives Praktizieren aufbauen kann.

Hier kommst du zur offiziellen Website vom JLPT und bei Tanos findest du kostenlose Lernmaterialien für den JLPT.

10. Nicht anfangen

Der größte Fehler beim Japanischlernen ist gar nicht erst anzufangen, weil man vielleicht glaubt, dass die Sprache zu schwer ist oder man sich einredet, dass man nicht die Zeit dazu hätte. Ich selbst habe Japanisch neben meinem Abitur und Studium (nicht Japanologie) gelernt und bin wie oben erwähnt auch nicht sonderlich sprachenbegabt. Wenn du nicht weißt, wie du anfangen sollst, würde ich für absolute Anfänger einen VHS-Kurs oder Kurs an der Uni empfehlen. Aber dann sollte man, wie weiter oben bereits beschrieben, schauen wie man sich darüber hinaus weiterbilden kann.

Fragen bitte!

Wenn du noch Fragen zum Thema „Japanischlernen“ hast, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Auch wenn du einen Verbesserungsvorschlag oder eine Ergänzung hast, freue ich mich natürlich über einen Kommentar.

Nützliche Links

Wenn dir mein Beitrag „Die häufigsten Fehler beim Japanischlernen“ gefallen hat, dann ist vielleicht auch mein Beitrag „Die Welt der japanischen Schriftzeichen“ interessant für dich.

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Tim

Tim Ulbricht

Ich habe diesen Blog 2019 anlässlich meines Auslandssemesters an der Tokyo University begonnen. Meine Leidenschaft für Japan begann jedoch 2012 mit einem unvergesslichen Sportaustausch mit einem Verein aus der Präfektur Iwate, an dem ich teilgenommen habe. Dieses Erlebnis öffnete meine Augen für die faszinierende Kultur und Einzigartigkeit Japans.
Auf meinem Blog teile ich Reisetipps sowie spannende Informationen zur Kultur, Sprache, Essen und Geschichte Japans.

Arigatou gozaimasu und bis bald!

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5 Antworten auf „Die häufigsten Fehler beim Japanischlernen“

Ok…ich habe verstanden „steter Tropfen höhlt den Stein“, ich bleib einfach dran und warte mal wann mein Lernen mit Erfolg gekrönt sein wird.

Hi Tim,
du wärst genau die perfekte Person, die ich gesucht habe!
Ich bin aktuell Student und habe einen teilweise ähnlichen Weg wie du.
In meiner Gegend gibt es allerdings leider quasi keine Japaner und nur wenig Leute, die meine Fragen beantworten können.
Gibt es die Möglichkeit Dich privat zu kontaktieren?

LG

Super Blog und viele nützliche Tipps.

Da ich mich schon immer für Sprachen begeistern konnte und ich nun bei einer japanischen Firma eine neue Stelle angetreten habe, lag es für mich Nahe Japanisch zu lernen, da ich schon immer eine „exotische“ Sprache (nicht-westliche) in mein Sprachenrepertoire aufnehmen wollte und mich Japan, seine Geschichte und seine Literatur schjon immer faszinierte.

Ich werde mir die hier aufgezählten Punkte noch mehr zu Herzen nehmen, einige erfülle ich bereits. Die Hiragana kann ich nach ca. einem Monat regelmäßigem Lernen neben Beruf und Familie (schreiben und App-Lernen) schon fast ohen Fehler auswendig und einige Kanji und Wörter ebenfalls. Ziel: in spätestens 365 Tagen zum ersten JLPT-Level.

Gruß
Michael aus München

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